EhrenGarde | Sessionsbuch 2020
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Autogramme zu geben und stellt zur
Auswahl: Donald Trump, Dieter Bohlen
oder Heino. Dann eilt er in den Saal, denn
die Sitzung beginnt mit dem Aufzug der
Altstädter, die den grün-gelben Elferrat
auf die Bühne eskortieren. Die Mannen
um Sitzungsleiter Hans-Georg Haumann
fühlen sich richtig heimisch, denn die
Grün-Roten spielen den EG-Marsch und
der Spieß der Truppe verkündet: „Uns
Sproch is nicht nur Heimat, uns Sproch is
e Jeföhl“, und dann zeigt das sportliche
Korps seine Tänze, die vom EG-Präsidenten
zu Recht mit „Akrobatik“ umschrieben
werden.
Als erster Programmpunkt lösen Brings
ein höllisches Inferno von „Hallelujah“
über „Jeck yeah“, „Liebe gewinnt“ bis
zum „Kölschen Jung“ aus. Die KölschRocker
sind im Balladenbereich mit den leisen,
feinen Tönen inzwischen ebenso etabliert
wie im ohrenbetäubenden Stil.
Dieser sagt besonders der EG-Kindertanzgruppe
zu, die es sich nicht nehmen
lässt, die wildgewordene Band nach Leibeskräften
auf der Bühne tänzerisch zu
unterstützen.
Es spricht für die Güteklasse des Publikums,
dass selbst nach diesem stürmischen
Auftritt Martin Schopps ungestört
seine geschliffene Rede halten kann. Die
fortlaufende Mischung aus Wortbeiträgen
und Gesangsgruppe birgt die Gefahr,
dass das Temperament mit dem Publikum
durchgeht und die Aufmerksamkeit auf
der Strecke bleibt. Nicht so im Kristallsaal!
Die vorbildliche Disziplin der Gäste
wird von allen Vortragskünstlern gelobt.
So auch von Bernd Stelter, der kurz zuvor
eine unangenehme Begegnung mit einer
humorlosen, impertinenten Sitzungsbesucherin
aus Ostdeutschland hatte. Die
Frau war der Ansicht, Bernd Stelters
harmlose Bemerkungen während der
TV-Aufzeichnung unverfroren kritisieren
und stören zu müssen. Hier im Kristallsaal
kokettiert er zum Amusement der
Gäste mit dem Vorfall. Aber auch heute
wird jemand in seinen Vortrag platzen.
Diesmal auf sympathische Art. Bernd
Stelter sinniert, was wäre, wenn heute
noch jemand das alte Handy Nokia 3110
hätte... eine Kunstpause läßt seine Worte
nachhallen und einen Schrei erschallen:
Ilona Polaschek-Weiler. Sie reißt ihr Handy
3110 hoch und präsentiert es dem verdutzten
Stelter, der zu ihr an den Bühnenrand
kommt. „Ehrlich?? Nokia 3110?“
Tatsächlich, da ist noch so ein rares Teil
im Einsatz. „Ich hab auch ein modernes“,
ergänzt Ilona, „das hier ist nur zum Telefonieren.“
Stimmt – ursprünglich waren
die Dinger ja auch dafür konzipiert. Für
etwas ganz anderes sind die Höhner konzipiert.
Sie sind für die Liebe gemacht,
flirten mit dem Publikum und übergeben
es bestens gelaunt in die Pause. Im Kreise
des EG-Korps` eröffnet das Dreigestirn
die zweite Halbzeit. Und kommt – apropos
Halbzeit – auch sogleich auf den FC
zu sprechen. Dem haben die Tollitäten
offensichtlich Glück gebracht, denn nach
dem Besuch im Müngersdorfer Stadion
gewannen die Geißböcke, was den Kristallsaal
jauchzen und johlen lässt. Auf
dieser Woge der Leichtigkeit empfehlen
sich die Kammerkätzchen und Kammerdiener
mit ihrem schmissigen Tanzpro