EhrenGarde | Sessionsbuch 2020
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stylisch arrangierte Häppchen serviert.
Auf der Bühne serviert inzwischen der
dunkelhäutige Motombo im blütenweißen
Klomann-Dress seinen Beitrag. „Ich
bin ne Kölsche Jung mit bläcke Fööss und
habe Schwarzen Humor.“ Das stellt er
gerne unter Beweis, hält aber auch für
wichtig, die Vorzüge, in Deutschland leben
zu dürfen, hervorzuheben. Es sind die
für uns ganz selbstverständlichen Annehmlichkeiten,
wie sauberes Wasser aus
der Leitung oder Strom aus der Steckdose.
Motombo mahnt, „dies bedeutet großen
Reichtum und Grund zur Freude.“
Allerdings gesteht er, von Bayern nach
Köln geflüchtet zu sein... Die rheinische
Mentalität mit integrierter Gemütlichkeit
habe es ihm angetan: Die Deutsche
Pünktlichkeit manifestiert durch 5 Minuten
vor der Zeit, krempelt der Kölsche um
in 5 Minuten nach der Zeit. Dazu aber die
Gewissheit, dass „der Rheinländer keinen
allein lässt!“ und in jeder Situation darauf
vertraut, „et hätt noch immer jot jejange.“
Standing ovations für den vorgehaltenen
Spiegel. Stehenbleiben ist
angesagt, denn die Kölsch-Rocker Brings
sind parat und feuern ihr Wahnsinns-Programm
ab. Der Saal steht Kopf. Es vibriert
und brodelt und weder Frack noch
Abendkleid hindern beim Schunkeln, Singen
und Spaßhaben. Ganz besonders
wenn Guido Cantz zur Höchstform aufläuft
und einen veganen, lactoseintoleranten,
alkoholablehnenden, glutenunverträglichen
Sachsen imitiert, der im
Brauhaus fragt: „Herr Kürbis, was kann
ich bei Ihnen bestellen?“ Und die ehrliche
Antwort vom Kürbis-Köbes erhält: „Ein
Taxi!“. Weit davon entfernt ein Taxi zu ordern
ist Ramona. Sie ist mit ihrem Mann
zu Gast und voll des Lobes über den „faszinierenden
Abend und das hochkarätige
Programm“. Es stimmt. Ein Highlight reiht
sich an das nächste. Bestens abgestimmt
gelingt der Wechsel zwischen Musikdarbietung
und Rede-Beitrag. Literat
Stephan Klippel hat mit seiner Mischung
aus Bläck Fööss, Bernd Stelter, Paveier,
Hellije Knäächte und Mägde und Höhnern
genau den Geschmack des Publikums
getroffen. Und als das Dreigestirn
von einer Invasion Blauer Funken jubelnd
im Gürzenich empfangen wird, ist Köln
für einen Moment Monarchie.
Diese exquisite Sitzung ist kurz und
knapp zu definieren: „Karneval de luxe“!
Kostümsitzung op Kölsch,
09.02.2019:
„Mut“ – per definitionem die „... Bereitschaft
angesichts zu erwartender Nachteile
etwas zu tun, was man für richtig hält“.
Dazu zählt auch, ein neues Sitzungsformat
in Zeiten zu starten, in denen andere
Karnevalsgesellschaften ihr Programm
reduzieren (müssen). Die Initiative der EG
wurde belohnt, die Veranstaltung war
restlos ausverkauft.
Die Besucher der Sitzung werden im Foyer
des Sartory von der Blos-mer-jet-Kapell
mit beschwingten Melodien auf die
Veranstaltung eingestimmt. An der Theke
stehen einträchtig Lappenclowns, Cäsar
und Cleopatra und mehrere Traumschiff
Kapitäne beisammen. Durch Florian
Silbereisen ihres Jobs beraubt, erklärten
sie, aufs altehrwürdige Müllemer